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Heute morgen hatten wir die dritte Speikobra in unserem Garten. Recht früh morgens sind wir aufgewacht und wie immer zuerst in die Küche gegangen. Wie jeden Morgen habe ich auch diesmal die Türe aufgeschlossen - und da war sie: Direkt unterhalb der drei Stufen mit Blick zum Haus.

Vielleicht, weil es momentan draussen viel wärmer ist, als drinnen. In jedem Fall hat sich das Viech sofort aufgestellt und uns anvisiert. Natürlich habe ich die Kinder sofort zurück in das Wohnzimmer geschickt. Dann habe ich das Gewehr genommen, das zum Glück in dem Zwischenraum von Küche und Wohnzimmer steht. Ziemlich aufgeregt und mit zittrigen Fingern habe ich die Knarre geladen und bin zurück zum Kücheneingang. Davor stand die Kobra, immer noch ziemlich aufrecht. Sehr schön waren die roten Streifen auf ihrem Oberbauch zu sehen. Einige Sekunden standen wir uns Aug in Aug gegenüber. Zum Glück war wieder einnmal ich eine Spur schneller. Bevor das Viech spucken konnte, hatte ich sie genau in den Kopf getroffen.

Natürlich haben wir gleich danach ein Jagdglück-Photo geschossen. Aber die Schlange war noch größer als die letzten, insgesamt dreieinhalb Meter! Um sie am Schwanz mit dem Kopf nach unten zu halten, musste ich auf einen Stuhl klettern, der auf einem Tisch stand. Laura hat sich wieder einmal als großartige Photographin erwiesen.

Wir haben dann überlegt, was wir mit der überraschenden Jagdbeute machen sollen. Nova hatte den Vorschlag. "Lass uns sie doch einfach essen", sagte sie und wir kamen sofort auf gegrillte Schlange. Aber den Kopf, in dem ja das gewebeauflösende Gift ist, den wollten wir nicht essen. Also haben wir ihn weiträumig abgeschnitten und den Krokodilen gegeben. Krokodi, das größere, war schneller und verschlang ihn sofort.

Dann kam Lassana und war begeistert von unserem frühmorgentlichen Abenteuer. Aber ein Problem gab es noch - wir hatten keinen Spieß von knapp drei Metern Länge - und wie hätten wir sonst die Schlange grillen sollen?  Lassana ist dann zu einem Metallschlosser gefahren und hat einen in Auftrag gegeben. Kurz vor Mittag kam dann dieser mit seinem Werk und Lassana hatte zwischenzeitlich ein Feuer von drei Metern Länge und 40 Zentimetern Breite entzündet. Fatoumata fand ein gutes Rezept für marinierte Schlangen und bereitete das Tier zwischenzeitlich für den Grill vor. Nach wenigen Minuten auf dem Grill hatten wir ein ziemlich langes und verdammt gutes Essen. "Gefüllte Speikobra mit Knoblauch vom Grill". Wir haben zwei Meter geschafft. Der Rest liegt im Kühlschrank und wir morgen gegessen.

Kurz bevor Lassana heute abend gehen wollte, schaute er wie immer noch bei den Krokodilen vorbei. Aber Krokodi war nicht da. Wir haben überall gesucht. Im Terrain, im Garten, überall. Aber das Vieh war einfach unauffindbar. Jetzt weiss ich nicht. Eigentlich können die Kroks ja nicht aus ihrem Gelände heraus. Es ist also ziemlich unwahrscheinlich, dass Krokodi geflohen ist. Was meinst du? Das Gift der Speikobra ist ja gewebeauflösend. Kann es sein, dass das im Kopf gewesene Gift das ganze Krokodil einfach von innen heraus aufgelöst hat? So, dass es jetzt einfach nicht mehr da ist? Einfach weg? Oder sollen wir weiter suchen?

Die Kinder gucken jetzt zwar noch unter ihrem Bett nach, ob da nicht vielleicht ein Krokodil sitzt, aber ich glaube an die Theorie der Selbstauflösung.

Ségou, 1. April 2004

 

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